Jed McKenna

Dez 282010
 

Spirituelle Dissonanz ist das, was geschieht, wenn unsere innere Welt auf unsere äußere Welt trifft, wenn das, was wir für wahr halten, mit dem zusammenprallt, was als wahr erscheint, wenn innerer Glaube mit äußerer Realität kollidiert. Es ist das Unbehagen, das entsteht, wenn Selbst und Nicht-Selbst in Kontakt kommen. […]

Die hingebungsvollsten religiösen und spirituellen Menschen – diejenigen, die ihre Koordination neu bestimmen und ihr Leben umkrempeln um nach spirituellem Wachstum zu streben, oder die sich selbst umgestalten, um religiösen Idealen zu genügen – wären für den Typus von spiritueller Wiedergeburt, den ich beschreibe, scheinbar die geeignetsten Kandidaten, doch sie sind ausnahmslos diejenigen, die sich am wirksamsten dagegen abgeschirmt haben. Selbst die ergebensten spirituellen Anwärter sind nur selten mehr als Amateure und Liebhaber, die in ihren spirituellen Praktiken und Idealen so aufgehen wie andere in ihren Modelleisenbahnen oder Handarbeiten. Die aufrichtigsten Sucher sind es, die am sichersten verloren bleiben – das ist die wahre Dynamik, die bei der spirituellen Suche am Werk ist. Sie suchen nicht nach der Wahrheit oder nach Antworten, sie suchen nach Erlösung von der Spirituellen Dissonanz. Diese Erlösung bereitzustellen ist das Lebenselixier des religiösen und spirituellen Marktplatzes. Es hat nichts mit der Wahrheit oder Erwachen zu tun. Es ist sogar das genaue Gegenteil. Letztens Endes ist der spirituelle Marktplatz, all seiner heiligen Ansprüche beraubt, wirklich nichts als ein existentieller Laden für Gleitmittel, und mag es dort auch eine endlose Vielfalt an Verpackungen geben, so gibt es dennoch nur ein Produkt.

Spirituelle Konsonanz ist es, wonach alle Sucher suchen, ein Ende des Unbehagens, nicht der Täuschung. Doch die Konsonanz, nach der sie suchen, lässt sich nur in tieferer Bewusstlosigkeit finden, für die ein Schwinden der Dissonanz Voraussetzung ist. Es gibt so etwas wie echte Spirituelle Dissonanz, ein integrierter, natürlicher und überaus erstrebenswerter Zustand, doch Besinnlichkeit und stille Heiterkeit hat noch nie jemanden dort hingebracht und wird es auch nie tun.

Wie ist es möglich, dass nur so wenige in der Lage sind, das einzige zu finden, das nie verlorengehen kann?

Jed McKenna, Spirituelle Dissonanz, Kap. 18